Abschlusstreffen des trinationalen eTwinning-Projekts „The Holocaust, a Lesson for Life!“: Besuch in Krakau sowie im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Vom 14. bis 17. April 2024 waren 6 Lernende der Oberstufe der Irena-Sendler-Schule mit ihrem Lehrer Herrn Eckholdt auf der Abschlussfahrt ihres online-Projektes in Krakau, um dort die polnischen und griechischen Projektmitglieder mit ihren Lehrerinnen, Lidia Checinska und Kyriaki Efraimidou, zu treffen. Das Projekt lief im aktuellen Schuljahr über die digitale EU-Bildungsplattform eTwinning und hatte das Thema „The Holocaust, a Lesson for Life!“. Konkret bestand die Aufgabe für die Teilnehmenden aus den drei europäischen Ländern darin, sich aus ihren unterschiedlichen Perspektiven mit Tagebüchern von drei jüdischen Jugendlichen derselben Länder zu befassen, die während des Zweiten Weltkrieges in der Situation der Verfolgung entstanden sind. Die drei Tagebücher waren:

  • Tagebuch der Anne Frank,
  • 548 Days With Another Name: Salonika 1943. A Child’s Diary, an Adult’s Memories of War,
  • Renia’s Diary: A Young Girl’s Life in the Shadow of the Holocaust.

Dabei sollte zugleich über die heutige Situation und die Bedeutung der universalen Menschenrechte reflektiert werden. Das Projekt war angeregt und wurde begleitet von Centropa e.V. in Hamburg, mit dessen Archivmaterial zur jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts im Projekt gearbeitet wurde.

Neben dem Abschluss des Projektes standen bei der Fahrt nach Krakau gegenseitiges Kennenlernen in der realen Begegnung, eine Erkundung der Stadt Krakau, insbesondere eine Auseinandersetzung mit der jüdischen Stadtgeschichte, und ein Besuch der Lager Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau auf dem Programm. Auch Raum für die Begegnung der Jugendlichen, die aus den Städten Piotrków Trybunalski (Polen), Thessaloniki (Griechenland) und Hamburg (Deutschland) kamen, und gemeinsame Aktionen war eingeplant.

Für die wenigen Tage war das ein volles Programm, zumal der Sonntag und der Mittwoch aufgrund der Reise mit der Bahn für die deutsche Gruppe lange Reisetage waren und am Sonntag nur noch Zeit für ein gemeinsames Abendessen und Kennenlernen vor Ort bestand.

Ein gelungener Auftakt des Programms am Montag war eine Stadtführung durch die polnische Kollegin, die mit einer Mischung aus Informationen und Stadterkundungsaufgaben in ländergemischten Gruppen nicht nur die Entdeckung der alten Königsmetropole an der Weichsel anleitete, sondern auch das Kennenlernen im kollaborativen Arbeiten und die Verständigung auf der Projekt- und Exkursionssprache Englisch förderte. Aufgrund des kurzweiligen Programms fiel der Umstand, dass das Wetter über Nacht von einem schönen Frühlingsabend am Sonntag zu kühlem Regenwetter am Montag umgeschlagen war, nur begrenzt ins Gewicht. Nach dem Mittagessen gab es eine organisierte Führung durch das alte und auch zunehmend wieder aktuelle jüdische Krakau. Besucht wurden der Stadtteil Kazimiers mit seinen Synagogen und jüdischen Einrichtungen sowie der Bereich des Ghettos während der deutschen Besatzung auf der anderen Seite der Weichsel. Am frühen Abend blieb Zeit für die Beteiligten, in Kleingruppen die Stadt weiter kennenzulernen, weiter ins Gespräch miteinander zu kommen und auch Freizeit zu haben.

Am Dienstag stand ein Aufbruch um 6:15 Uhr mit Frühstück im Reisebus an, da es bei kühlem und windigem, aber zunehmend freundlicherem Wetter zu den beiden Lagern Auschwitz und Auschwitz-Birkenau ging, die etwa eineinhalb Fahrstunden von Krakau entfernt liegen. Die Führung startete im Arbeitslager Auschwitz I, dem in einer Kasernenanlage der besiegten polnischen Armee zuerst durch Nazideutschland eingerichteten Konzentrationslager. Die gut erhaltene Anlage bietet einen plastischen Eindruck in die damalige Realität des dortigen Lagerlebens, in dem Qual, Misshandlung, Demütigung und Tod trauriger ständiger Alltag waren. Hier ist insbesondere das Gefängnis mit seinen Foltereinrichtungen, der Erschießungsplatz, aber auch die sogenannte Krankenstation zu nennen, in der NS-Ärzte ihre grausamen Forschungen an ihren Opfern betrieben. Es folgte der Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Die Weitläufigkeit des Lagers beeindruckte und die Relikte der damaligen Leidenszeit unzähliger Menschen bedrückten. Die Baracken gaben einen guten Eindruck in die Lebens- und Leidensrealität der im Lager befindlichen Menschen und die bekannten Bilder von der Rampe, an der die neu Ankommenden selektiert und entweder in die Ausbeutungsarbeit oder unmittelbar in die Gaskammer geschickt wurden, wurden anschaulich und „real“. Auch wenn das Leiden für die Inhaftierten und die Grausamkeit der Täter und deren Vernichtungswahn unfassbar bleiben, stellt sich nach dem Besuch des Ortes eine andere, klarere Vorstellung des Geschehenen ein.

Nach den vielfältigen, vielfach belastenden Eindrücken und einer anstrengenden 5-stündigen Führung mit vielen Informationen und großer Fußwanderung war es auf der Rückfahrt im Bus sehr still und viele Gruppenmitglieder schliefen. Nach dem späten Mittagessen mit polnischen Spezialitäten (z.B. Piroggen) war dann freie Zeit in Kleingruppen angesagt, die z.T. im Hotel, z.T. in der Stadt verbracht wurde. Am Abend des Tages gab es eine Arbeitsphase, die mangels Tagungsraums im Hotel in einem großen Mehrbettzimmer der polnischen Gruppe stattfand und so sofort einen sehr geselligen Charakter hatte, der den Austausch in ländergemischten Gruppen über das auf der Fahrt Erlebte förderte. Auch zum online-gestützten Tagebuchprojekt wurden Aufgaben gemeinsam bearbeitet und dieses reflektiert. Mit dieser Arbeitsphase gingen zwei sehr intensive und mit Programm ausgefüllte, erlebnisreiche Tage zu Ende und das gemeinsame Projekt fand seinen (weitgehenden) Schluss- und Höhepunkt. Am kommenden Tag reisten die Gruppen nach einer herzlichen Verabschiedung wieder in ihre Heimatländer ab.

Dass solch ein krönender Abschluss des eTwinning-Projektes mit einer gemeinsamen Begegnung der Beteiligten und einem solch eindrücklichen Programm überhaupt möglich war, ist einer großzügigen Förderung der Fahrt über das Aktionsprogramm „Schule gestaltet politische Bildung“ der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung zu verdanken. Dieser wie unserem außerschulischen Projektpartner Centropa e.V. danken wir herzlich.

(Text: Dr. J.-F. Eckholdt)

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