Ergreifende Begegnung: Zeitzeugen der NS-Zeit berichten dem neunten Jahrgang von ihrem Leben
Thema Nationalsozialismus im Jahrgang 9:
Im Rahmen der Beschäftigung mit dem Thema Nationalsozialismus standen für den Jahrgang 9 zwei besondere Ereignisse an: Am 27. und 28. Mai fuhren die Klassen des Jahrgangs zur Gedenkstätte KZ Neuengamme und erfuhren vor Ort von den Verbrechen der NS-Herrschaft und von den Qualen, die die Menschen dort erleiden mussten. Am 29. Mai besuchte die Zeitzeugin Marianne Wilke, die die Zeit als Halbjüdin durchlitt und überlebte, mit ihrem Ehemann die Irena-Sendler-Schule, um hier – nun bereits zum dritten Mal – von ihrem Leben zu erzählen.
Besuch der Zeitzeugen Marianne und Günther Wilke
Heute, am 29. Mai 2019, durfte der Jahrgang 9 unserer Schule einem spannenden Vortrag lauschen.
Zu Besuch bei uns in der Irena-Sendler-Schule war ein älteres Ehepaar, welches in der NS-Zeit aufwuchs. Da die ältere Dame als Halb-Jüdin und der ältere Herr als Kind einer politisch links orientierten Familie aufwuchs, bekamen wir einen Einblick aus komplett unterschiedlichen Perspektiven, wobei beide Elternhäuser im Gegensatz zum NS-Regime standen.
Besonders die ältere Dame schilderte uns bis ins kleinste Detail alle Vorkommnisse, an die sie sich erinnerte. Wir erfuhren, wie Menschen mit jüdischem Glauben damals behandelt wurden. Dass der Judenhass nicht von einen auf den anderen Tag entstand und wie schwer es war, mit den Anfeindungen klar zu kommen. Auch erfuhren wir, dass jeder Mensch, welcher jüdische Vorfahren hatte, als Jude bezeichnet wurde – ganz egal, ob er den Glauben lebte oder nicht.
Doch es gab nicht nur Schlechtes zu erzählen. In dieser Zeit waren nicht alle Deutschen derselben Auffassung. Es gab Menschen, die geholfen haben, Menschen, die einen großen Respekt verdienen. Da gab es die Lehrerin, welche ihr jüdisches Schulkind schützte und seine Herkunft verbarg. Den Nachbarn, welcher ein Stückchen Kuchen vor die Tür legte, und die Ballett-Lehrerin, welche ein jüdisches Kind als Haushaltshilfe anstellte, um es vor dem sicheren Tod im Arbeitsdienst zu schützen.
Zum Ende hin durften wir Fragen stellen. Diese Chance nutzen viele Schüler. Sie fragten wissbegierig und interessiert. Während das Ehepaar erzählte, herrschte eine bedrückende Stimmung. Diese Schulstunde war wohl eine der berührendsten und prägendsten in unserer Schullaufbahn. Ein einzigartiger Vortrag, den wir alle nicht so schnell vergessen werden.
Leonie Lübbert, 9 a