Russlands Krieg gegen die Ukraine – die historischen Hintergründe
Dr. Barbara Bamberger-Stemmann, Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung, war am 7. April zu Gast in der ISS.
Die Osteuropa-Historikerin lieferte im Gespräch mit Schüler:innen v.a. aus Jahrgang 11, aber auch Interessierten aus den Jahrgängen 12 und 13, ausgehend von Schüler:innen-Fragen vielfältige Antworten und Einschätzung zur aktuellen Lage, zum weiteren Kriegsverlauf, aber v.a. zu den historischen Hintergründen des russischen Angriffs.
Zentral war hier ihre These, dass Wladimir Putins Angriffskrieg der Logik des zaristischen Russlands (bis 1917) folge, das nur Russen, kleine Brüder und Untertanen gekannt habe; in dieser Dreiheit stellten die Ukrainer die kleinen Brüder dar, die dem großen Bruder zu folgen und im gemeinsamen Haus zu bleiben hätten. Das Streben der Ukraine nach Unabhängigkeit und Westbindung werde als Verrat verstanden und das eigene Nationalgefühl der Ukrainer als Faschismus gebrandmarkt. Frau Bamberger-Stemmann geht davon aus, dass der Krieg noch lange anhalten wird. Auch wenn Putin sich im Unabhängigkeitswillen und im Widerstand des „kleinen Bruders“ sehr getäuscht habe und nicht zum schnellen Sieg komme und die Taktik gerade verändert werde, werde das Ziel der Unterwerfung der Ukraine unter den russischen Willen von Putin nicht aufgegeben werden. Insofern konnte sie keine Hoffnung auf ein schnelles Ende des Krieges und baldigen Frieden machen.
Die Schüler:innen konnten in dieser Veranstaltung ihre Fragen unterbringen und die Erfahrung machen, wie es ist, mit einer Fachfrau zum Thema ins Gespräch zu kommen. Eine Reihe von Aspekten konnte geklärt werden. Gerade weil es sich um ein „schweres“ Thema handelt, das mit viel Leid für die Menschen verknüpft und weltpolitisch brandgefährlich ist sowie uns wohl noch lange begleiten wird, kann diese erhellende Veranstaltung für alle Anwesenden als Gewinn betrachtet werden und sie hat ein wenig Orientierung in die verwirrende tägliche Nachrichtenlage bringen können.
(Text: Dr. Jens-Frederik Eckholdt)
(Foto von Frau Dr. Bamberger-Stemmann während ihrer Festrede anlässlich der 11-Jahresfeier der Irena-Sendler-Schule)